Gershom Scholem verband philologische Gründlichkeit mit einem tiefgehenden Verständnis der Mystik, gepaart mit einer sehr ausgeprägten, forscherischen Leidenschaft. Ihm haben wir viel zu verdanken!
Furtwängler gehört hier scheinbar nicht hin. Sein Dirigierstil beruht jedoch auf Arbeiten des jüdischen Musikwissenschaftlers Schenker.
Musik, doch eigentlich nur in ihrer „klassischen“ , „tonalen“ Ausprägung von Bach bis Bruckner, läßt etwas aus einer anderen Welt „durchscheinen“. Niemand hat dies vielleicht deutlicher gespürt als Furtwängler.
Die menschliche Stimme (kol), der „Ursprung“ aller Musik, ist eng mit der 6. sephira verbunden! Diese Tiphereth genannte Sphäre, jenes scheinbar so willkürlich gesetzten und nur durch unseren Glauben allein dennoch so realen Bewußtseins in Gott, führt im sephirotischen Lebensbaum „unmittelbar“ zu Keter, der höchsten Wirklichkeit, wie sie in der Scheschina verborgen in unsere Welt tritt und zugleich aus ihr heraus. Sie ist – zumindest mystisch gesehen – der einzige Hoffnungsschimmer.
Weswegen die Stimme selbstverständlich auch im Gebet die entscheidende Rolle spielt und nicht etwa der „Wortsinn“. Das Gebet ist viel enger mit der Musik verwandt, als wir gemeinhin meinen. Es sollte daher stets so tautologisch, ja monoton wie nur mögliche durchgeführt werden.
Ein weiterer Beleg für die „Göttlichkeit“ der tonalen Musik bildet der sogenannte „Quintenzirkel“. Die Zahl der siebenschrittigen (!) Tonleitern von C-Dur bis Ges-Dur ist dort exakt 13! Es gibt sie nur zweimal, einmal in Dur und einmal in Moll. Zwei mal 13 ergibt 26! Genau die Zahl des Tetragrammatons „Jahve“ in der Gematria.