Die Gähnmaschine

Es gibt da einen Ort, dort wird die Langeweile geboren, an jenem gefährlichen Punkt entsteht wohl tagtäglich mehr davon. Sie hat jedoch kein Denkmal, versinnbildlicht sich nirgendwo, wird dennoch von allen verehrt, verherrlicht und umschwärmt, als wäre sie wahrlich ein Gott. Sie lauert in jedem Kopf, im Schlunde aber geboren, entsteht dabei jenes dunkle Gefühl der unbedingten Leere, der willenlosen Glieder und bleiernen Lider, das man nicht zufällig Gähnen nennt, ein Wort, das sich selber erklärt. Jedes neue Öffnen, Ausklappen des Kiefers verehrt ihn aber nur mehr, den Gott der Tatenlosigkeit, der Apathie und Gleichgültigkeit, der immer weiter an Macht gewinnt, und jedes neue Gähnen ist ein stilles Gebet an ihn.

Deswegen lieben wir alles, was uns in diesen Zustand versetzt, nur solches will uns gelingen, wird dadurch auch noch geheiligt und so geschieht es nur immer mehr. An jenem dunklen Ort, dem Ursprung aller Müdigkeit, liegt nämlich ein Toter, ein Riese, ein gewaltiger Kerl, jenem berühmten Gulliver oder vielleicht doch dem Golem gleich, den man tief in die Grube gelegt, hält ihn dort unten gekühlt. Dort wird seine Energie, die eigentlich so negativ, doch einfach alles neutralisiert, tagtäglich von ihm abgezapft. Er hat noch ein Schild auf der Stirn. Und darauf steht aber „Wahrheit“.